Werkstoff, Werkzeug, Kopf und Hand
Schon kleine Kinder zeigen eine freudige Bereitschaft, die in ihrer Umwelt beobachteten handwerklichen Betätigungen nachzuahmen und sich zu eigen zu machen. Dem Schulkind helfen dann die im Werkunterricht angebotenen Tätigkeiten sich selber besser zu ergreifen, zu lenken und zu beherrschen und auch schon ein wenig zu überwinden, indem es sich auf die von ihm geforderte Tätigkeit einstellen muss, damit sie gelingen kann. Dies bringt Ordnung in sein leibliches und seelisches Gefüge und vermittelt Kraft und ein starkes Erlebnis, gestaltend tätig sein zu können.
Deshalb erscheint es sinnvoll, schon in der Unterstufe durch Plastizieren und andere anregende Tätigkeiten die Hände der Kinder zu üben und zu kräftigen. Ab der 5. Klasse arbeiten die Schüler an Holzscheiten, die mit dem Handschnitzmesser und bald auch an der Werkbank mit Hohleisen und Klöpfel zu Gebrauchsgegenständen wie Spielzeugen, Löffeln oder Schalen, gestaltet werden. Indem die Schüler zum Gebrauch ihrer Sinne angeregt werden, entwickeln sie Selbstständigkeit und Sicherheit im eigenen Handeln. Im Werkunterricht werden zudem auch soziale Kompetenzen entwickelt, da es hier unzählige Möglichkeiten aber auch Notwendigkeiten gibt, sich gegenseitig zu helfen, zusammen zu arbeiten oder Arbeitsschritte untereinander zu koordinieren.
Im Werken werden in einem überschaubaren Rahmen kleinere Werkstücke aus Holz hergestellt, nach den Prinzipien: vom Groben zum Feinen, vom Ganzen zum Teil, von der Natur (Schnitzen) zur Kultur (Brett). Dem Gestalten eines runden Innenraumes beim Schnitzen einer Schale folgt danach in der ersten Schreinerarbeit ein weiterer Abstraktionsschritt. Das Werkstück wird durch eine Zeichnung und durch Messen gedanklich vorweggenommen. Die Hand führt aus, was der Kopf sich vorher ausgedacht hat.
Auch bei der Holzverarbeitung wird das Gedankenleben der Schüler von Jahr zu Jahr immer stärker an der Arbeit beteiligt. Konnte beim Schnitzen noch spontan-schöpferisch gestaltet werden, gliedern sich später im Schreinern die Arbeitsschritte klar in zwei Abschnitte: Planung und Durchführung. Zugleich lösen sich die Arbeitsprozesse zunächst mehr vom Körper, dann von der schaffenden Hand ab. Eine Vielzahl von Werkzeugen schiebt sich zwischen Hand und Werkstück. Durch die vielfältigen Tätigkeiten im Werken entwickeln die Schüler in sich eine Haltung, die ihrem Handeln Halt und Struktur geben. Sie erleben, dass sie etwas können – dies ist ein bedeutender Entwicklungsschritt im Leben.
Ergänzt wird der Unterricht durch Fächer- und Themenübergreifende Angebote. In den Klassenstufen 7 und 8 prägen das Singspiel und das Klassenspiel den Werkunterricht. Kulissen und Bühnenteile, sowie Requisiten und vieles mehr werden im Unterricht hergestellt. Auch soziale Projekte, wie zum Beispiel unser Fahrradprojekt, spielen eine Rolle. Hier werden Fahrräder instandgesetzt und dann an Hilfsorganisationen gespendet.