Auf der Bühne das Leben spielen

Die gesprochene Sprache besitzt im Unterricht an der Waldorfschule einen großen Stellenwert. Schon in der ersten Klasse werden das chorische und das individuelle Sprechen täglich geübt, in der Muttersprache wie auch in den Fremdsprachen. Daraus entwickeln sich immer wieder kleinere und größere Projekte: Beiträge für Monatsfeiern oder auch kurze Schauspiele zu Unterrichtsinhalten aus Märchen, Fabeln und Legenden.

Ein wichtiges Ereignis ist das Singspiel in der 7. Klasse, in dem schauspielerische und musikalische Aspekte zusammenwirken und fächerübergreifend Bühnenbilder, Kulissen und Kostüme von den Schülern gestaltet werden. Einen ersten Höhepunkt bildet schließlich das Klassenspiel der 8. Klasse: ein großes Theaterstück mit vielen Rollen, oft in Doppelbesetzung, häufig mit Musik und Gesang. Zum Ende der Klassenlehrerzeit, nach der ein neuer Abschnitt der größeren Selbständigkeit beginnt, passt es sich in der Inszenierung dem Entwicklungsstand der Klasse an. Hier können sich die Schülerinnen und Schüler mit ihren Fähigkeiten und Fertigkeiten in Szene setzen. Langfristig vorbereitet und schließlich über viele Wochen intensiv geprobt, stehen am Ende mehrere Aufführungen auf der großen Bühne vor der gesamten Schülerschaft, den Eltern und Freunden sowie der Öffentlichkeit.

Im Jahresablauf zeitversetzt zum Achtklass-Spiel gibt es auch in jedem Jahr ein Klassenspiel der 12. Klasse. Hier kommen Schauspiele, klassische und aktuelle Stücke mit einem politischen oder sozialkritischen Schwerpunkt zur Aufführung, deren Inhalte eng an die Erlebnis- und Interessenwelt der Schülerinnen und Schüler anschließen.

Neben der kollektiven Leistung in der Gemeinschaft der Schülerinnen und Schüler bieten diese Schauspiele auch jedem Einzelnen die Möglichkeit, sich individuell intensiv in eine Rolle hinein zu fühlen und so biografisch bedeutsame Erfahrungen zu sammeln.